With Martin Zapfe, Financial Times Deutschland, 13 April 2010, p. 24.
In der Debatte über den Afghanistaneinsatz fehlt es oft an militärischem Sachverstand. Daher sollten sich Soldaten häufiger zu Wort melden — und auch mal Widerspruch wagen.
Die Bundeswehr steht im politischen Gefecht. Die Meldungen aus Afghanistan sowie die Kundus-Debatte haben das Verhältnis von militärischer und politischer Führung ins Scheinwerferlicht gerückt. Sind die zivil-militärischen Beziehungen in Deutschland dem Afghanistaneinsatz angemessen?
Die deutsche Haltung zum Einsatz militärischer Gewalt ist aus historischen Gründen besonders sensibel: Die Politik allein definiert das nationale Interesse und die Aufgaben der Streitkräfte, nicht Soldaten. Das Militär bleibt also immer Instrument. Es kann nichts anderes sein. Aber das Instrument agiert nicht immer militärisch.
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Das Instrument Militär ist nicht mehr nur stumpfer Hammer, sondern ein scharfes Allzwecktaschenmesser. Soldaten müssen alles können: kämpfen, aufbauen, verhandeln. Das bleibt jedoch schwierig für eine Organisation, die dazu nicht ausgebildet wurde. Aber um als Allzweckwerkzeug zu funktionieren, braucht die Bundeswehr scharfsinnige — und manchmal scharfzüngige — Offiziere, die risikobereit sind und improvisieren können. Der Wetzstein für dieses Allzweckmesser kann nur die öffentliche Debatte sein. Und die braucht den Sachverstand der Soldaten.